Nachrufe für unseren Kommodore Jellrich (Jello) Rassau

 

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Diesen Nachruf hat Achim Dunker in Unser Forum eingestellt:

Jello

"Wie fühlst du dich?", fragte ich den Rudergänger. "Wie beim lieben Gott in der Hosentasche", kam ohne zu zögern die überraschend formulierte Antwort. Später so gegen Ende des Segeltages auf der Kieler Förde, wurde mein Mitsegler dann präziser: "Dies ist der beste Tag seit Jahrzehnten." Für ihn was das Wiedersehen mit ANITA so, als wenn man eine Jugendliebe wiedertrifft. Allerdings, stellte er erstaunt fest, sehe ANITA heute besser aus als früher, und das am Ende der Saison! Für Jello war es ein Wiedersehen nach langer Zeit.
Nachdem er von Ruder zur Seekarte gewechselt hatte, setzten wir an, eine vorausegelnde Yacht zu überholen. Jello meinte gentlemanlike zum Rudergänger: "Wir überholen stolz, wir überholen nicht in Luv, wir überholen in Lee", um dann dem begeistert winkenden und fotografierenden Überholten zuzurufen: " Schick mal ein Foto!"
Am zweiten Tag fragte ich Jello: " Möchtest du den Anleger fahren?"- "Wenn ich darf?" Gesagt, getan, und ich kann nur sagen: Anlegen muss so etwas sein wie Fahrradfahren, wenn man es mal richtig beherrscht, verlernt man es nicht mehr!
Es war im März 1991, als mir ein Marineoffizier erzählte, dass es noch einen dritten A&R Zwölfer im Besitz eines Vereins gebe. Ich hatte bis dahin noch nie etwas davon gehört. Ich bekam eine Telefonnummer und rief an. Jello hörte meine Begeisterung und fragte mich sofort: "Wollen Sie mitegeln? Ich habe auf dem Ausrüstertörn noch einen Platz frei." So segelte ich meinen ersten Törn. Jello war allerdings nicht an Bord, er hatte sich eine Rippe gebrochen. Es sollte für ihn danach auch noch zwölf Jahre dauern, bis er wieder mit ANITA segeln konnte. Jello spendete aus Dankbarkeit unserer Kameradschaft anschließend 5.000 Euro.

Noch zwei weitere Törns durfte ich mit ihm segeln, er war immer der Mittelpunkt unserer Crew und in vielen Dingen für uns ein Vorbild - kameradschaftlich, seglerisch und vorallem menschlich.

Jello mein lieber Freund, wir werden immer an Dich denken und in unseren Herzen segelst Du mit.

Achim Dunker
Köln, den 9.4.2009


Dies ist die Ansprache unseres ersten Vorsitzenden Dr. Peter Fiegel bei der Beisetzung von Jello

 

Die Segelkameradschaft Ostsee nimmt Abschied von  Jello Rassau.

 Er entdeckte 1961 die 12mR Yacht ANITA auf der Werft von Abeking und Rassmussen,  verliebte sich sofort in dieses schöne Schiff und kaufte es gemeinsam mit ein paar Freunden. .  Mitsegler gewann er durch die 1962  zusammen mit einem größeren Kreis von Mitgliedern des Segelclubs Rheingau  gegründete  Segelkameradschaft Ostsee, die 1965 das Schiff käuflich erwarb.

Es wurde schnell der  Mittelpunkt von Segelfreunden aus dem Rheingau und ganz Deutschland.  Der Segelbetrieb begann. Die Kameradschaft wuchs von Jahr zu Jahr. ANITA zeigte ihre Flagge in den Häfen der gesamten Ostsee, bald auch im Nordatlantik - Inzwischen wurde mit ihr eine Strecke gesegelt, die fast  der Entfernung zwischen der Erde und dem Mond entspricht. Die Reisen wurden mit weit mehr als hundert  Preisen ausgezeichnet. Aus der Idee von Jello wurde eine über Europa hinaus bekannte Institution zur Pflege des Hochseesegelns. Ihre Entwicklung wurde mehr als 25 Jahre durch seine Vorstandsarbeit und sein Organisationstalent geprägt. Er wurde zum Mentor, zum Vater eines großen Freundeskreises, der sich um ANITA scharte. ANITA war auch einer seiner Lebensmittelpunkte. 1985 wurde er für seine Leistung durch die Ernennung zum Kommodore geehrt.

Als Skipper hat er zahlreichen Binnenseglern Seebeine wachsen lassen, junge Leute an das Seesegeln herangeführt, hat viele von ihnen zu Schiffsführern gemacht, hat durch seinen Idealismus und durch seine Begeisterungsfähigkeit aus der Kameradschaft einen Freundschaftsbund geschaffen. 1993 hat er das letzte Mal selbst als Skipper am Ruder der ANITA gestanden und sie über die Nordsee gesegelt.                     

Goldglänzende Messingteile und frisch lackierte Blöcke brachte er jedes Frühjahr zu Saisonbeginn als Ergebnis seiner handwerklichen Begabungen  und seines Beitrags zur Winterüberholung  unseres Schiffs mit an Bord. Vielen von uns klingen noch immer seine spannenden Schilderungen der Törns auf unseren Jahresversammlungen in den Ohren.

Wir stehen in Ehrfurcht und Dankbarkeit vor der Leistung unseres Kommodore. Er ist am 7.4. gestorben. Er ist nicht tot.

                   Deine Freunde und Kameraden der Segelkameradschaft Ostsee

 Farewell                  


Diesen Beitrag hat mir Dr. K.L. Sattler unser vormaliger erster Vorsitzender zugeschickt

Letze Order für Jello

Sein Lebensschiff fuhr zu neuen Gestaden
dort es für immer Abschied zu nehmen heißt.
Nun ruht die Hand die einst acht Glasen geschlagen,
und die an Bord so manchen Tampen gespleißt.

Spielt ihm noch einmal alte Seemannsweisen,
und fallt mit ein beim letzen Rolling Home.
Es wird die längste aller seiner Reisen,
dir Fahrt zum Styx, dem ewig dunklen Strom.

Setzt ihm ein Kreuz aus alten Pitchpine-Planken,
die noch ein schwacher Teergeruch umweht
und ehrt in seinem Namen in Gedanken
all jene, die mit ihren Schiffen sanken
und jeden, der auf See noch Wache geht.

Dein K.L.